Bilanzierende Unternehmen stehen häufig vor der Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt für die Umsatz- und somit Gewinnrealisierung festzulegen. Dies betrifft bspw. die Periodenabgrenzung zum Bilanzstichtag, aber auch die Ergebnisoptimierung durch das Vorziehen oder Verschieben von Umsätzen.
Eine explizite gesetzliche Regelung zum Zeitpunkt der Umsatzrealisierung existiert im UGB nicht. Daher ist auf die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung zurückzugreifen, weshalb der Übergang der Preisgefahr maßgeblich ist. Die Umsatzrealisierung nach dem UGB erfolgt somit zum Zeitpunkt des Übergangs der mit dem Produkt oder der Dienstleistung verbundenen Chancen und Risiken (Preisgefahr) vom leistenden Unternehmen auf den Kunden. Damit entsteht beim leistenden Unternehmen ein rechtlich durchsetzbarer Anspruch auf die Gegenleistung.
Der Gefahrenübergang ergibt sich in der Regel aus der tatsächlichen Übergabe der Ware oder aufgrund vertraglicher Vereinbarungen, den Incoterms (International Commercial Terms). Sie regeln die Verantwortlichkeiten von Käufer:in und Verkäufer:in im internationalen Handel, insbesondere in Bezug auf Transport, Versicherung und Zollabwicklung. Wichtige Incoterms sind z. B. EXW (Ex Works), bei dem der/die Käufer:in die gesamte Transportverantwortung ab Werk übernimmt, FOB (Free on Board), bei dem der/die Verkäufer:in die Ware bis zum Verschiffungshafen bringt, und DDP (Delivered Duty Paid), bei dem der/die Verkäufer:in alle Kosten und Risiken bis zum Bestimmungsort trägt, einschließlich Zoll und Steuern. Aus Sicht des UGB bieten die Incoterms somit einen wesentlichen Anhaltspunkt für den Zeitpunkt des Übergangs der Preisgefahr und folglich für die Umsatzrealisierung.
Der durch den Übergang der Preisgefahr entstehende Anspruch auf die Gegenleistung muss, unter Berücksichtigung bestehender Rücktritts- und Kündigungsrechte, weitgehend sicher sein. Unsicherheiten hinsichtlich der Einbringlichkeit der Gegenleistung beeinflussen die Realisierung von Umsatzerlösen jedoch nicht. Durch diese Abgrenzung werden Umsatzerlöse unabhängig von möglichen Delkredere-, Verzugs-, Gewährleistungs- und Haftungsrisiken realisiert. Diese Risiken sind im Rahmen der Forderungsbewertung und Rückstellungsbildung zu berücksichtigen.
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